Marter und Sühnekreuz (Erlanger Str.)

Foto von zerstörter Doppelmarter, Foto: Gemeindearchiv
1999 wurde das Flurdenkmal von Unbekannten zerstört. Foto: Gemeindearchiv

Im Volksmund werden die beiden nebeneinander stehenden Flurdenkmäler Doppelmarter genannt. Zum einen haben wir hier einen Bildstock aus der Zeit des Barock (um 1720), dem allerdings der rechteckige Aufsatz, die Ädikula, fehlt. Daneben befindet sich das vermutlich wesentlich ältere Sühnekreuz.

Typisch für den barocken Bildstock ist die bauchartige, sich nach oben verjüngende Säule. Die hier nicht mehr vorhandene Ädikula diente zur Aufnahme von vier christlichen Bildern, von denen eines immer die Kreuzigung Jesu (Martyrium) zeigte, deshalb der Name „Marter".

Im Gegensatz zu den Martern, die vermutlich Stiftungen frommer und wohlhabender Bürger waren, sind die älteren Sühnekreuze in der Regel tatsächlich oft als Teil der Sühneleistung eines Mörders errichtet worden. Diese Sühneleistungen wurden zwischen den beiden beteiligten Familien ausgehandelt. Erst ab 1532 wurden Kapitalverbrechen von Staats wegen verfolgt, geregelt durch die Peinliche1 Gerichtsordnung (Constitutio Criminalis Carolina), eine Art erstes staatliches Strafgesetzbuch. Sühneverträge und damit Sühnekreuze wurden dadurch überflüssig, im ländlichen Bereich aber auch oft später noch aufgestellt.

Da der eigentliche Grund für die Aufstellung in der Regel nicht mehr bekannt ist, ranken sich heute Sagen um diese religiösen Kleindenkmäler. So sollen sich hier zwei Metzger mit ihren Schlachtermessern gegenseitig erstochen haben.


1Die Bezeichnung „peinlich" leitet sich vom lateinischen Wort poena (Strafe) ab.


Röttenbacher Sage - zum Anhören

Die Doppelmarter

Verfasser und Sprecher: Werner Rosenzweig


Die Doppelmarter, wie sie heute aussieht, Foto: Gemeindearchiv MAA
Die Doppelmarter, wie sie heute aussieht, Foto: Gemeindearchiv MAA