Katholische Kirche St. Mauritius, erbaut 1850
Das erste, gotische Kirchenschiff, das in der für die damalige Zeit typischen Ost-West-Richtung an den heute noch vorhandenen Turm angebaut war, war ca. 400 Jahre nach seiner Errichtung sehr heruntergekommen. Auch konnte es die gewachsene Zahl der Gläubigen nicht mehr fassen. Nach langen Verhandlungen mit dem Staat, der nach der Säkularisation1 zwei Drittel der Kosten eines Neubaus tragen musste und ihn dementsprechend auch plante, wurde 1844 mit dem Bau des neuen Langhauses im historistischen Basilikastil begonnen. Aus Platzgründen wurde das neue Kirchenschiff um 90 Grad gedreht und in Nord-Süd-Richtung an den Turm angebaut. Da der Untergrund sehr sumpfig war, musste ein Pfahlrost bestehend aus insgesamt 159 Eichenpfählen eingezogen werden. Seit ihrer Errichtung hat man in der Kirche mit Feuchtigkeitsschäden zu kämpfen.
Die Kirche wurde nach ihrer Fertigstellung 1850 nicht sofort durch eine feierliche Weihe durch den Erzbischof ihrer Bestimmung übergeben. Erst 1950, also hundert Jahre später, wurde sie unter Geistlichem Rat Fritz Friedrich vom Bamberger Erzbischof Joseph Otto Kolb geweiht.
Man kann nur spekulieren, aus welchen Gründen die neue Kirche nicht direkt konsekriert wurde: War es die Nord-Süd-Ausrichtung, die nicht mit Sonnenaufgang – Sonnenuntergang und damit Auferstehung und Tod in Einklang zu bringen war oder war es der für die damalige Zeit höchst ungewöhnliche Bau?
Die Fenster im Obergeschoss, die während des Baus zwar als Nischen ausgeführt, dann aber wahrscheinlich aus Kostengründen einfach zugemauert worden waren, wurden erst bei der Renovierung 1982-1984 unter Geistlichem Rat Brunolf Löhlein durchbrochen. So haben wir heute einen hellen, lichtdurchfluteten Raum.
Auch die Inneneinrichtung des neuen Kirchenschiffs war nach der Fertigstellung sehr spärlich: Aus der alten Kirche waren der viel zu kleine Altar und der Kreuzweg übernommen worden. Lediglich eine neue Bestuhlung, Kommunionbank, Kanzel und zwei Beichtstühle wurden neu gefertigt. Eine große Anschaffung 1850 war die neue Orgel der Firma Bittner aus Nürnberg, deren Gehäuse heute noch erhalten ist.
1864 erwarb der in Röttenbach geborene Freisinger Spediteur Adam Schön2 drei Holzfiguren, die er seiner bis dahin relativ schmucklosen Heimatkirche stiftete. Mit der Bahn gelangten sie nach Erlangen, von wo aus sie mit drei Pferdefuhrwerken nach Röttenbach geholt, „abgeändert und angepasst"3 und über dem Hochaltar angebracht wurden. Viel später wurde der wahre kunsthistorische Wert der Holzplastiken erkannt. Sie stammen aus der Werkstatt des berühmten Barockkünstlers Ignaz Günther (1725-1775) und sind die einzig bekannten Werke dieses Bildhauers in Nordbayern.
Erst 50 Jahre nach Fertigstellung der Kirche konnte im Jahr 1890 durch einen großzügigen Nachlass eines Ehepaares ein neuer Hochaltar in Auftrag gegeben werden. Wenig später folgten die Seitenaltäre, alle gefertigt von der Firma Stärk und Lengefelder, Nürnberg.
Der Innenraum wurde mehrfach renoviert und umgestaltet, zuletzt im Jahr 2012.
Im Jahr 2016 wurde eine neue Winterhalter-Orgel in die historischen Gehäuse der Bittner- Orgel aus dem Jahr 1850 eingebaut. Wegen ihres vorzüglichen Klanges wird die Orgel für zahlreiche Konzerte genutzt.
1Ab 1802 Säkularisation in Bayern, Säkularisation = Trennung von Kirche und Staat.
2Geboren am 18. September 1839.
3Friedrich, Fritz: Hundert Jahre Pfarrkirche Röttenbach in Oberfranken 1850-1950, S. 15.