Brauerei Sauer - Ehemaliges Wasserschloss der Truchsesse von Pommersfelden

Identisches, aber farbiges und besser erhaltenes Wappen in Bamberg, Domstraße 11, Foto: Klermund
Identisches, aber farbiges und besser erhaltenes Wappen in Bamberg, Domstraße 11, Foto: Klermund

Die Truchsesse1 von Pommersfelden hatten schon früh Güter und Höfe in Röttenbach erworben. Im Jahr 1322 verkaufte ein gewisser Ulrich von Aisch, aus dem gleichen Geschlecht, einen Hof zu Röttenbach an den Abt Eberhardt vom Kloster Michelsberg bei Bamberg (siehe Tafel beim Privateingang zum heutigen Gasthaus).

Mitte des 15. Jhs. besaßen die Truchsesse von Röttenbach, wie sich die hier ansässige Zweiglinie nannte, ein Wasserschloss, in unmittelbarer Nähe der heutigen Brauerei Sauer. Dieses Rittergut wurde im Bauernkrieg 1525 niedergebrannt. Die Bauern mussten Entschädigung zahlen, es wurde ein sogenanntes Kleines Schlößlein gebaut. Als die Röttenbacher Linie der Truchsesse ausstarb, fiel der Besitz zurück an die Truchsesse von Pommersfelden.

1591 errichtete Christoph Truchsess von Pommersfelden hier mit seiner Gemahlin Elisabeth von Rabenstein dieses Gebäude, welches heute als Gast- und Wohnhaus genutzt wird (siehe Wappen im Innenhof). Es besaß einen kleinen runden Turm Richtung Hauptstraße mit daneben liegender Einfuhr in den großen Schloßhoff und war durch eine Brücke über den Graben mit dem Kleinen Schlößlein verbunden. BayernAtlas Uraufnahme (1808-1864) Kurze Zeit später muss es hier auch schon eine Brauerei gegeben haben.

Als der letzte Besitzer des Lehens, der Freiherr von Jö(b)stelsberg 1731 starb, fiel das Gut an das Hochstift Bamberg zurück. Seine Witwe Wilhemina Sophia räumte das Schloss 1752. Um 1790 war als Grundherr das Kastenamt Forchheim erwähnt (Ein Schloss mit Brauhaus, Schank- und Schildgerechtigkeit, was bedeutet, dass die Gastwirtschaft durch Anbringen eines Schildes als solche kenntlich gemacht werden durfte).

Ab 1808 war das gesamte Anwesen (alte Röttenbacher Hausnummern 38 und 39) dann in Besitz von Johann Georg Kötzner, Bamberger Bürger und Gastwirt. Seit 1817 war sein Sohn Paulus Eigentümer von Nr. 39, dem Kleinen Schlößlein. 1927 brannte es ab. An seiner Stelle wurde das jetzige Wohnhaus hinter der Brauerei errichtet.

Nach dem Tod Georg Kötzners 1832 übernahm sein Sohn Johann Georg jun. den Brauerei-Hof. Dessen Tochter Elisabetha heiratete in 2. Ehe 1871 Georg Sauer. Bis heute ist die Brauerei im Besitz der Familie Sauer.


1Die Truchsesse von Pommersfelden übten schon im 13. Jhd. das wichtige Hofamt des Truchsess', des Aufsehers über die fürstliche Tafel am Hof des Fürstbischofs des Hochstifts Bamberg, aus. Daneben gab es noch das Amt des Marschalls, des (Mund-)Schenks und des Kämmerers. Diese wichtigen Hofämter wurden erblich und somit Bestandteil des Namens. Da es mehrere Adelsgeschlechter gleichen Namens gab, fügte man den Namen des Stammsitzes, in diesem Fall Pommersfelden und dann auch Röttenbach, bei.


Blick in den Innenhof der Brauerei Sauer, 1958, Foto: Gemeindearchiv
Blick in den Innenhof der Brauerei Sauer, 1958, Foto: Gemeindearchiv
Blick in den Innenhof der Brauerei Sauer, Foto: Schluckebier
2022, Foto: Schluckebier

Zeichnung: Vermutetes Aussehen nach W. Wiedl, Zeichnung: Gemeindearchiv
Vermutetes Aussehen nach W. Wiedl, Zeichnung: Gemeindearchiv
Lageplan des Kleinen Schlössleins nach W. Wiedl, Zeichnung: Gemeindearchiv
Lageplan des Kleinen Schlössleins nach W. Wiedl, Zeichnung: Gemeindearchiv