Neues Brutpaar bei den Weißstörchen in Röttenbach

Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,


heute möchte ich über die Neuigkeiten in Sachen Weißstorch in Röttenbach informieren.
In Röttenbach nimmt man großen Anteil am Geschehen der Störche, die sich seit Jahrzehnten (dokumentiert seit 1946) auf dem Kamin der Brauerei Sauer ein Nest gebaut haben. Die Bruten verliefen oft recht erfolgreich mit bis zu 5 Jungvögeln. Allerdings war das Nest 1953-1961 und 1970-1979 nicht besetzt. Damals ging der Storchenbestand in Deutschland stark zurück. Bis 2012 wurde der Brutverlauf von Jörg Straßburger dokumentiert, seit 2013 ist Hartmut Strunz der Beauftragte der Naturschutzverbände BN und LBV für das Röttenbacher Nest.

2015 bis 2018 war das letzte Paar alljährlich zur Brutzeit da, es kam zur Eiablage aber zum Bedauern vieler Röttenbacher nicht zum Schlupf von Jungen. Offenbar war das Männchen unfruchtbar. Dank einer hervorragenden Kamera, die die Gemeinde am Nest installieren ließ, konnte der Brutverlauf im Internet weltweit verfolgt werden. Zahlreich waren auch die Anfragen und auch zum Teil kuriose Empfehlungen, wie mit der „Kinderlosigkeit" umgegangen werden sollte. Oft wird dabei vergessen, dass es sich bei den Störchen um Wildtiere und nicht um Haustiere handelt, auch wenn sie so nahe bei uns wohnen. Es ist deshalb immer wieder zu betonen, dass die Tiere unter strengem Naturschutz stehen und grundsätzlich keine Rechtfertigung besteht, sich im Geschehen aktiv einzumischen – selbst in vermeintlichen Notsituationen, die nun einfach auch zur Natur gehören. Die Storchenpopulation in Bayern hat sich dank gezielter Schutz- und Hilfsmaßnahmen wieder gut erholt sodass keine Gefahr des Aussterbens dieser Art mehr besteht. Mancherorts gut gemeinte Nestreinigungsmaßnahmen, Winterfütterungen oder gar Bergung von Jungvögeln in Regenperioden sollten unterbleiben, weil sie auf das natürliche Nestbau- und Zugverhalten Einfluss nehmen und ohnehin rechtlich fragwürdig sind.

Nun besteht in Röttenbach aber wieder Hoffnung auf Nachwuchs bei den Weißstörchen da sich ein neues Brutpaar eingefunden hat und das sehr begehrte Nest gegen andere Störche heftig verteidigt. Das bisherige Männchen ist seit August 2018 nicht mehr am Nest gesehen worden. Das Weibchen wurde am 15. Februar unter dem Nest tot aufgefunden. Laut Untersuchungsbericht durch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen war die Todesursache ein Aufprall, der u.a. zu Rippenbrüchen und innerer Verblutung führte. Nachdem dann auch die bisher nicht erkennbaren Ringdaten beim Weibchen abgelesen werden konnten sind nun einige Lebensdaten sowohl des alten als auch inzwischen des neuen Brutpaares von den Vogelwarten Radolfzell und Helgoland erfragt worden. Dabei stellte sich heraus, dass Weißstörche anders als oft geglaubt, alles andere als lebenslänglich partner- und standortstreu sind. Beringt wurde das verstorbene Weichen als Nestling 1995 in Langenbrücken (Nordbaden). Mit 24 Jahren hatte es somit ein hohes Alter für Störche erreicht. Spätere Nachweise erfolgten 1998 in Dankmarshausen (Thüringen, Werratal) als Brutvogel, später in Dannberg (2002, 2004, 2007).

Schon am 23. Februar erfolgte die Inbesitznahme des Nestes in Röttenbach durch das neue Brutpaar. Nach Ringablesung ist nun auch die Herkunft beider neuer Tiere bekannt. Sie wurden 2014 als Nestlinge beringt. Das Männchen in Höchstadt/A., das Weibchen in Bad Vilbel (Bezirk Darmstadt). Das Männchen wurde 2016 in Mohrhof und 2018 in Höchstadt/A. bestätigt. Das Weibchen wurde nistend 2016 in Nürnberg-Katzwang, 2017 zunächst in Lauf/Pegnitz und kurz darauf in Nürnberg-Reichelsdorf nistend festgestellt und 2018 erneut. Am 5.2.2019 wurden beide an einer Winterfütterung in den Aischwiesen bei Höchstadt beobachtet. Es muss damit gerechnet werden, dass die beiden neuen Brutstörche auch künftig bei uns überwintern.

Nun hoffen wir auf baldigen Nachwuchs und ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Beobachtung der Storchencam.

Herzlichst
Ihr Ludwig Wahl
Erster Bürgermeister